SPIELART 2017

Bayerische Geckos und afrikanische Kuhglocken

Das SPIELART-Festivalzentrum ist in diesem Jahr eine Almhütte auf dem Gasteig Forum. Warum? Den beiden Bühnenbildnerinnen Andrea Simeon und Blanka Rádóczy geht es dabei um den Spaß.

Gast-Hütte

Eigentlich könnte sich jeder eine Almhütte in den Garten stellen. Ganz einfach im Internet bestellen, Hirschgeweihe, Nostalgiegemälde, Kuhglocken und Blümchenvorhänge aussuchen und von den Profis liefern lassen. Die nennen sich dann zum Beispiel ganz modern „Hüttn2Go“ und bauen die Hütt’n auf für Geburtstage, Hochzeiten, Firmenfeiern – oder auch Theaterfestivals. Während der nächsten 16 Tage wird eine Almhütte auf dem Gasteig Forum zum SPIELART-Festivalzentrum stehen. Begegnungsstätte, Café, Bar, Veranstaltungsort zugleich.

Andrea Simeon inspiziert die Hütte.

Blanka Rádóczy, die gerade ihr Regiestudium an der Bayerischen Theaterakademie August Everding beendet, und die Schweizer Kostüm- und Bühnenbildnerin Andrea Simeon wurden von der Festivalleiterin Sophie Becker engagiert, um die Hütte „gemütlicher zu machen und zu gestalten“. Die beiden Künstlerinnen waren sofort von der Idee angetan: „Es gibt so viele Veranstaltungsorte bei einem Festival“, sagt Andrea Simeon. „Da ist es wichtig, dass man sich nicht verliert. Hier in der Hütte können die Besucher und die Künstler einfach nur zusammensitzen, diskutieren, quatschen und gemütlich speisen.“

Blanka Rádóczy bei den Vorbereitungsarbeiten.

Blanka Rádóczy und Andrea Simeon kennen sich seit Jahren. An der Universität für angewandte Kunst Wien studierten sie gemeinsam Bühnenbild und Filmgestaltung und arbeiten seitdem an gemeinsamen Projekten. Die Gestaltung der SPIELART-Almhütte war für die beiden ein großer Spaß, aber manchmal auch eine kleine Herausforderung: „Es ist ja kein Ausstellungsraum, kein Theater. Man braucht Dekoration, aber auch die darf nicht zu viel sein. Die Hütte ist ein Café, in dem die Menschen zusammenkommen, aber nicht um sich Kunst anzuschauen“, sagt Rádóczy. Es sei vielmehr ein Ort, dem man mit Humor begegnen muss und der die politisch aufgeladene Stimmung, die sonst auf dem SPIELART herrscht, auflockern soll. „Natürlich ist eine Almhütte an sich ein Klischee, dekorativ und kitschig. Aber damit muss man als Künstler umgehen“, ergänzt Simeon. Und genau das fanden die zwei Künstlerinnen spannend. Deshalb nehmen sie Gegenstände – Hirschgeweihe, Kuhglocken, Bilder – und kombinieren sie mit neuen Klischees aus anderen Kulturen. Bunte Stoffen aus Afrika, tropische Geckos etwa. Kuhglocken, die ein paar ungewöhnliche Details bekommen. Es sind genau diese kleine Details, welche die Atmosphäre in der Almhütte verändern sollen: „Eine Irritation der Ausstattung, die Besucher darauf stoßen soll: Irgendetwas stimmt hier nicht, irgendwas passt nicht in diesen Raum“, so Simeon.

Alles soll ein bisschen bunter werden.

Die Einrichtung der Hütte soll aber nicht statisch bleiben, sondern sich im Verlauf der Festivals immer wieder verändern. Unauffällig sollen sich etwa die typischen bayerischen Kuhglocken weiter verfremden. Die Klischees aufgebrochen, mit neuen Klischees gespielt werden. So entsteht ein Sammelsurium an Gegenständen, die irgendwie in die Hütte passen, oder auch nicht. „Wir nehmen Gegenstände und tauschen sie einfach mit anderen Objekten aus“, so Rádóczy. „Am Ende soll alles ein wenig bunter werden.“

FESTIVALZENTRUM // TÄGLICH GEÖFFNET 11:30-1:00 Uhr // GASTEIG CELIBIDACHE-FORUM

 

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