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STORIES OF REFUGE – Dictaphone Group

Die Künstlerinnen der Dictaphone Group Tania El Khoury, Abir Saksouk-Sasso und Petra Serhal setzen sich in ihren multi-disziplinären Performances mit urbaner Forschung und dem öffentlichen Raum auseinander. Sie nähern sich den gewählten oft politischen Themen meist über Live-Art-Events, bei denen sie die Bewohner der jeweiligen Stadträume in ihre künstlerischen Interventionen miteinbeziehen. So nehmen sie ihr Publikum zum Beispiel mit zu einer Fahrt auf einem Fischerboot um die Privatisierung der Küstengebiete um Beirut zu hinterfragen („The sea is mine“) oder simulieren eine Fahrt in einem kaputten Bus um die unzureichende Infrastruktur des öffentlichen Personennahverkehrs zu verdeutlichen („Bus cemetery“).

In STORIES OF REFUGE, in Container Nr. 2, wird der Zuschauer auf andere Art und Weise in die Performance integriert: Man nimmt Platz in einem engen, einem Flüchtlingslager nachempfundenen Raum, freut sich über die Wärme im Innern und die bequeme Sitzgelegenheit. Doch dann schaut man sich um: Man liegt in einem von drei Hochbetten, dicht an den anderen Besuchern und verfolgt über die Videoinstallation an der Wand gegenüber die Geschichte eines syrischen Flüchtlings. Schnell wird klar, dass dies nicht nur ein gemütlicher Ort zum Ausruhen sein möchte. Die Stadt, diesmal München, soll als Ort mit „Migrationshintergrund“ betrachtet werden. Bereits in den frühen 1960er Jahren strömten Arbeitsmigranten aus aller Welt nach München, um von dort aus als „Zuwanderer“ an den nächsten unbekannten Bestimmungsort gebracht zu werden. Das Ziel ihrer Reise legten nicht sie fest. Familien wurden auseinander gerissen, ihr neuer Aufenthaltsort war oft nur ein Übergangslager. Erst dann kam die Fabrik, und damit der Beginn ihres neuen Lebens.

Im 21. Jahrhundert überwiegen andere Gründe für die Asylsuche: Seit dem Ausbruch der Revolution 2011 versuchen Flüchtlinge dem grausamen Regime Syriens zu entkommen und eine neue Heimat zu finden. München ist eines ihrer Ziele. Die Dictaphone Group sprach mit einer Gruppe syrischer Flüchtlinge, die sich seit kurzem in München aufhält und gab ihnen eine Kamera in die Hand um den eigenen Alltag und ihre Lieblingsaufenthaltsorte in der Stadt zu filmen. Aus den Aufzeichnungen entstanden die drei Video- und Soundproduktionen, die in Container 2 zu sehen sind.

Petra Serhal von Dictaphone Group berichtete über die Zusammenarbeit mit den Syrischen Flüchtlingen:

During the City Lab that happened in Munich early this year, Abir Saksouk, one of Dictaphone Group’s founders, met a syrian man who works as a translator with the Syrian refugees arriving  to Munich. We contacted him once we started working on this project, and he introduced us to some of the Syrian refugees here who in their turn introduced us to others. At first they thought we are journalists who want to make a TV report about them. They were happy to cooperate with us and get the possibility to film their lives by themselves. It wasn’t easy for everyone to use the camera in the camp, but they managed really well. We spent two days with each person, and more time with one participant, because he was very excited about the project and wanted to help. He is waiting to be granted the residency, so maybe he thought that telling his story in a video, will help his case… Some already visited the container and were touched by the final projects. Others were  planning to visit it soon.

Falls man den Akteuren bei ihrem Container-Besuch nicht zufällig persönlich über den Weg läuft, kann man ihnen eine Nachricht in einem kleinen Notizbuch, das unter dem Kopfkissen versteckt ist, hinterlassen.

Container2_1_© Dominik Zizka

Foto: Dominik Zizka

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