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Von Containern, Kunst, Arbeit und Bettlern

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Im Container Nr. 5 behandelt der Künstler Julian Hetzel das Thema “Warten”. Er erforscht die Verbindung zwischen Warten und Arbeit, zwischen Warten und Kunst. Was ist Kunst? Was ist Arbeit? Lässt sich dazwischen eine Verbindung herstellen?

Die Tatsache, dass Cityworks in Containern durchgeführt wird, spielt ebenfalls eine Rolle für sein Werk. Wie lässt sich Kunst in so einem Behälter unterbringen? Wie sind sie miteinander zu vereinbaren? Ist ein Container überhaupt ein geeigneter Ort für Kunst?

Nach dem Prinzip des „Ready-Made“ löst der Künstler diese Frage ganz unproblematisch, indem er den Raum mit wenigen Elementen in einen Kunstraum verwandelt. Er schuf einen weißen Raum, der einer Galerie ähnelt. Es gibt auch eine Bank, auf der der Zuschauer sitzen kann, um das Werk in Ruhe zu betrachten. Hinzu kommt noch ein Hydrothermometer, welches die Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse im Raum ständig prüft. Ganz im musealen Sinne.

Und das Warten?

Warten bringt Menschen zusammen und birgt ein großes Potenzial für soziale Begegnungen. Es unterbricht den produktiven Fluss des Alltags, was aber auch ermöglicht, die eigene Wahrnehmung und Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu richten. Wenn ich warte, bin ich in einem erwartungsvollen Zustand. Die Frage dabei ist, wie man damit umgeht. Habe ich Angst davor? Ist mir das Warten angenehm?…

Der Künstler hat für sein Werk den Zusammenhang von Arbeit und Warten recherchiert und ist so auf die „Arbeit“ des Bettlers gestoßen. Hier hat sich Julian Hetzel insbesondere für „stille Bettler“ interessiert. Das sind eben menschen, die nur durch ihre Präsenz  die Aufmerksamkeit der Passanten wecken. Der stille Bettler kann nur darauf warten und hoffen, dass ihn jemand sieht und ihm ein bisschen Geld oder etwas anderes schenkt.

Die Bettler, die für sein Projekt engagiert wurden, werden im Kontext von CITYWORKS zu Performern und erhalten dafür eine Bezahlung. Sie sitzen im Container und warten auf neugierige Zuschauer. Mit THE INDUSTRY OF WAITING will Julian Hetzel die vorherrschenden ökonomischen Systeme hinterfragen. Was passiert, wenn der „normale“ Kreislauf von Geld und Arbeit gestört wird? D.h. wenn Geld ausgegeben, aber dafür keine Gegenleistung erbracht wird. Ist das überhaupt möglich? Ist das nicht eigentlich reine Geldverschwendung?

Ob diese oder ähnliche Einsichten richtig oder falsch sind, bleibt dem Zuschauer überlassen. Das Territorium ist dabei nicht unbedingt angenehm, da er mit einer Realität konfrontiert wird, die normalerweise übersehen wird. Auch wie er auf die Auseinandersetzung mit dem Thema und sich selbst reagiert und damit umgeht, kann er nur selbst bestimmen. Das ist letzten Endes der Ansatz von Julian Hetzel.

 

Fotos: Benjamin Schmidt

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