WAKE UP!

Aufstand von unten

Wie funktioniert heute Aufstand? Mit Kartoffeln und virtuellen Welten! Mit Kochen und Parallelgemeinschaften! Mit Ritualen und Ideenpools!

Man erinnere sich: 2008 kommt ein 15-Jähriger im Athener Linken-Viertel Exarchia durch die Kugel eines Polizisten ums Leben. Die Ausschreitungen wollen nicht mehr enden. Der Weihnachtsbaum am Syntagma-Platz – damals der größte Europas – brennt und mit ihm zahlreiche Geschäfte und Straßenzüge drumherum. Der Unmut wird größer, schwappt über auf andere Länder.  Spanien zieht 2011 nach, mit der Bewegung 15-M. Die Menschen gehen auf die Straße und protestieren gegen ihre vermeintlich sozialdemokratischen Regierungen, später gegen die Sparmaßnahmen von EU und IWF. Aber nicht nur mit gewaltsamen Aufständen und Generalsstreiks wehren sich die Menschen gegen eine neoliberale Politik. „Wir sind nicht gegen das System, sondern das System ist gegen uns!“ steht auf den Protestplakaten. Und so gibt es viele Ideen, Entwürfe und Projekte für eine Gesellschaftsordnung, die nicht mehr dem eigenen Volk entgegensteht, trotzdem oder gerade eben Demokratie und Europa bedeutet. Einige davon werden bei WAKE UP! Eine Versammlung für ein anderes Europa vorgestellt.

THE DOME PROJECT zum Beispiel. Gerade erst ist diese Mischung aus Datenbank, sozialem Netzwerk und Spiel im Entstehen. 200 Leute zählt die Facebookseite. In den nächsten Tagen geht die Website des interkulturellen Onlinenetzwerks online, derweil treffen sich die Mitglieder am Goethe-Institut in Barcelona. Sie spielen mit der Idee neuer Lebensformen, mit der Vision eines sozialen Wandels, und wollen das Projekt auf die gesamte EUROMENA Region ausweiten. Das klingt nach einem Fleckchen Utopie. Im Nicht-Ort Internet werden Ideen für eine virtuelle Gesellschaftsordnung gesammelt. Das ist kein Wunschtraum, das ist ein konkreter Plan: Krisen geschüttelte Länder finden dort Platz und schließen sich zusammen.  Eine gemeinsame Perspektive soll her, um sozialökonomische Alternativen zu entwickeln.

Dahinter steckt die Schauspielerin, Kuratorin und Antrohopologin Martha Bouziouri, die den Begriff ‚Migrant‘ abschaffen, und durch den des ‚Transnationalen‘ ersetzen will. Bei einem Treffen des Cultural Innovators Network 2012 enstand ausgehend von Griechenland und Spanien die Idee für THE DOME PROJECT.

Cultural Inovators Network © Goethe-Institut Ägypten

Cultural Inovators Network © Goethe-Institut Ägypten

Im Cultural Innovators Network ist Maria Papacharalambous zwar kein Mitglied, zusammen mit Achilleas Kenntnis gründete sie aber einen ähnlichen Nicht-Ort: Die BANK OF COMMONS. Und dabei geht es ebenso um den Austausch von Gedanken und Konzepten, von Wissen und Eperimenten, damit die Welt ein kleines bisschen besser wird. Einfach mal einen Scheck ausstellen lassen, und sehen was passiert. Mehr Menschlichkeit vielleicht?

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Elias Tsolakidis – Kartoffelbewegung

 

Ganz anders ist es mit der Kartoffelbewegung von Elias Tsolakidis. Da gibt es Handheftes. Der in Deutschland lebende Grieche umging Zwischenhändler und konnte so Lebensmittel preisgünstig zu seinen Landsleuten bringen. Bei WAKE UP! wird er über die Auswirkungen der Sparpolitik in Griechenland berichten. Erste Gedanken erfährt man hier: Griechenland ein Pulverfass?

 

 

 

 

 

Der spanische Künstler Joseph Patricio hingegen begnügt sich nichtmal mit einfacher Lebensmittellieferung. Er schleudert dem Besucher auf seiner Homepage ein „I want to cook for you!“ entgegen. Denn er kocht für die Bevölkerung!

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Joseph Patricio – FOOD LEFT

FOOD LEFT heißt sein sozialkünstlerisches Projekt, und das funktioniert so: Ob Wurst, Zwiebel oder ein Rest Nudeln – das, was  als Übriggebliebenes in der Küche liegt, wird zu einem Ort gebracht, zusammen geworfen und verkocht. Geben und Nehmen ist das Prinzip.

Das bedeutet: gemeinsam geteilter Raum, gemeinsam geteilte Zeit und gemeinsam geteiltes Essen. Obendrein ist es ein Ritual mit bedeutungsschweren Zutaten, kleben ja an den Übrigbleibseln auch immer noch Spuren des Lebens und von dem, was mit ihnen schon mal passiert ist. Auch bei SPIELART wird Joseph Patricio seine temporäre Küche im Muffatwerk aufbauen.

Im Center for Contemporary Art in Madrid wurde FOOD LEFT zum Fest der Wundertaten!

 

Pepe Patricio sucht noch Helfer am Sonntag, 24.11. ab 11Uhr, um für alle Besucher, Künstler und Beteiligten von WAKE UP! zu kochen!

Bei Interesse, einfach eine Mail an annette.geller@spielmotor.de schreiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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