Stille Bilder – Laute Bilder
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Die Bühne ist leer. Also fast. Eine weiße Leinwand hängt an ihrer Rückwand. Etwas abseits sitzen die drei Künstler des Abends hinter ihren Computerbildschirmen. Die Hauptrolle spielen Bilder – stille ebenso wie laute. Wo das eigentliche Geschehen stattfindet, lässt sich dennoch nicht so recht entscheiden. Auf der Leinwand und der akustisch-visuellen Ebene, oder doch hinter dem Künstler-Tisch der palästinensischen Band Tashweesh? Nur bei dem Gedanken an den Beat wippen sie los, kommunizieren unentwegt miteinander. Denn das, was passiert, ist live!
Grundrauschen setzt ein. Eine Autohupe ertönt. Bilder ruckeln in Zeitlupe über die Leinwand, fließen ineinander über. Einige Sekunden gefilmte Autofahrt folgt auf Schwarzweiß-Fotografien flanierender Familien und kurze Filmszenen-Schnipsel.
Spuren eines kollektiven Gedächtnisses werden aufgelesen und miteinander verschränkt. Dabei heben sich Zeit und Raum komplett auf. Ein Film lässt sich beliebig vor- und zurückspulen, übereinander schichten, in Farbe und Materialität manipulieren. Aufgenommenes gaukelt nur noch vor, authentisch zu dokumentieren. Was ist die Materialität des Digitalen?
Kurz scheinen tanzbare Drum’n’Bass-Basstöne auf. Meist ist der Soundteppich aber so zerstückelt, dass die Mixereien mehr an Breakbeat erinnern. Fragmente und Pixel schwirren vor den Augen des Publikums. Städtische Menschenmassen wälzen sich über die Leinwand. Geschichten werden erzählt ohne jegliche Konsequenz oder einen roten Faden. Der einstündige Strom aus Musik und Bildern bietet keinen Halt.
Eine Schneelandschaft taucht auf. Gestalten bewegen sich im Nirgendwo. Einsame Straße trifft schreienden Mann am Balkon trifft Tunnel trifft Menge mit Flugblättern.
Fotos: Felix Seeburger