THE SEX CONGRESS – A Womans Obligation to Choose

Es stehen sich zwei Sexarbeiterinnen gegenüber. Zwei Sichten auf Sexarbeit. Zwei Sichten auf die notwendigen nächsten Schritte in eine positive Zukunft. Sie stehen in Opposition, ohne den Versuch der Vereinigung in ein heterogenes Bild. Durch die Darstellung des Kampfgesprächs ergibt sich ein heterogenes Bild. Ein sehr kurzes, sehr auf Streit getrimmtes, heterogenes Bild. Ich sehe eine halbe Stunde auf Clash getrimmte Statements, muss mich dann für eine Repräsentantin entscheiden. Hier braucht es keine Entscheidung, sondern einen Dialog. Beide Positionen funktionieren nur im Ausschluss der jeweils anderen Sichtweise, aber decken alleine nicht alles ab. Die Sexarbeiterin, die sagt, dass man als Frau, die ihren Körper verkauft, in einer von Sexismus und Kapitalismus durchwebten Welt nicht empowert ist, spricht mir aus der Seele und Erfahrung. Die Sexarbeiterin, die von weiblicher Macht durch Sexualität spricht, sticht damit rhetorisch in das nicht ungefährliche Nest der Incels und erinnert mich an all die Graubereiche, die ich in der Vergangenheit falsch gedeutet habe, um mich nicht machtlos fühlen zu müssen. Erinnert mich, dass ich mich nicht machtlos fühlen muss, nur weil ich eine Frau bin. Nur weil ich eine Frau bin, die eine Sexualität hat. Nur weil ich eine Frau bin, die von anderen benutzt wurde. In dem Moment habe ich das Gefühl, ich müsste wählen, welche Art von Frau ich sein will. Die Antwort ist gelebt und ein oft nicht intentionaler Mix aus beidem und vielen anderen möglichen Positionen. Aber hier muss ich mich entscheiden. Ich fühle mich sicherer in der anklagenden Position. Ich entscheide schlecht und konsequenzlos und habe nicht das Gefühl, etwas reales gesehen zu haben.

Im Vorfeld des Festivals hat die Lyrikerin und freie Theatermacherin Thalia Schoeller im Rahmen von SPIELART Discovery zu einigen Produktionen assoziativ Gedichte geschrieben. Während des Festivals wird sie Kritiken schreiben und so eine literarische Umrahmung ihres Festivalerlebnisses schaffen, von Vorfreude zum Nachgespräch.