SPIELART 2021 Spielart Discovery

WE CALL WONDER – All Eyes on Her

In wehenartigen Zyklen wird körperlich, dann durch Text, Kolonialismus und Sexismus in der Darstellung von schwarzen Madonnen reflektiert. Es wird keine moderne Form von Spiritualität geboren, das wird auch nicht versucht. Es wird auf der Grenze des Erklärbaren, des Bedürfnisses zu erklären, balanciert. Es wird schemenhaft der weiße Mann, der die Welt geschaffen hat, umrissen. Der weiße Mann, der Definitionen und Bilder vom Schwarz-sein, vom Frau-sein als Gegenstück zum weißen, männlichen geschaffen hat. Es wird über schwarze Männer, schwarze Frauen, weiße Frauen gesprochen, die diese Bilder und Geschichten angebetet haben. Es werden alte Wundergeschichten erzählt, die klar nicht in diese Zeit und diesen Raum gehören, hier nur in wenigen etwas auslösen. Es gibt Versuche der Umdeutung, des Umgangs mit diesem von Männern erzählten Ausgangsmaterial. Ich kann nicht umhin zu hören: Als Frau in dieser von Männern geschaffenen Welt zu leben, bedeutet, anzueignen und umzudeuten.
Es wird sehr wenig selbst erzählt, neu erfunden. Es wird umgedeutet. Es ist ein riesiges Rechercheprojekt im großen internationalen Team.
Das hört man sehr deutlich. Man hört deutlich die weißen Recherchepapiere, die auf ältere schwarze Gottheiten verweisen und überlegen, ob es sich um Erde und Fruchtbarkeit handelt, als wäre dunkle Hautfarbe immer Symbol, weiße Hautfarbe immer Norm, selbst im alten Ägypten. Man hört aber auch von schwarzen Menschen, die von ihr als Identifikationsgrundlage sprechen. Den Versuch der Aneignung gibt es. Sie gehen nicht so weit, neu zu erfinden, weil sie ihr Recherchematerial nicht als erfunden oder teilweise erfunden bezeichnen wollen. Das Stück ist keine Reflexion über Glauben, dadurch keine Reflexion über ein weißgewaschenes Christentum. Diesen Schritt gehen sie nicht. Er wäre ein Schritt weg vom Glauben. Vielleicht hin zu einem moderneren Glauben. Den gehen sie nicht. Sie gehen um den Glauben herum. Sie gehen um mit dem was da ist.

Im Vorfeld des Festivals hat die Lyrikerin und freie Theatermacherin Thalia Schoeller im Rahmen von SPIELART Discovery zu einigen Produktionen assoziativ Gedichte geschrieben. Während des Festivals wird sie Kritiken schreiben und so eine literarische Umrahmung ihres Festivalerlebnisses schaffen, von Vorfreude zum Nachgespräch. 

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