Wir amüsieren?
Die Flasche ploppt auf, das Bier fließt. „Wir amüsieren“ singen die elf Performer von der Elfenbeinküste, aus Ruanda und dem Kongo. Sie singen, tanzen und stampfen – geben Einblick in ihre Welt, und verbeugen sich am Ende artig vor dem Publikum. Das deutsche Regie-Duo Gintersdorfer/Klaßen hat sie auf die Bühne gebracht, ihnen zwei ‚weiße‘ Performer gegenübergestellt und jeglichen Freiraum gegeben. So reiht sich in der Uraufführung Szene um Szene aneinander, ganz nach dem additiven Prinzip, das der Schauspieler Hauke Heumann so an Afrika lobt.
Spielen sie afrikanisches Selbstverständnis und Konzepte, die Glauben und Gesellschaft dort prägen, oder spielen sie sich selbst? Inwieweit sind sie ausgestellt, wann performen sie so wie sie eben in ihren Kompanien in Afrika und Frankreich als Tänzer oder Musiker performen? Ja, es hinterlässt immer noch ein ungutes Gefühl, auf dem Zuschauersessel zu sitzen, während man diesen Einblick bekommt, der eben nicht nur eine Rolle ist, sondern ihr Leben mit all seinen Einflüssen – sei es der christliche Glaube, die Konsumlust, die schon vor langer Zeit aus den USA überschwappte, exorzistischen Ritualen oder wirtschaftlichen Visionen.
Das Problem dabei ist nicht, das Thema auf der Bühne zu verhandeln, sondern das Thema bewusst in den Rahmen des eurozentristschen Theaters zu setzen. Einen westlichen Blick darauf werfen, der nicht offen gelegt wird, aber da ist. „Spekulieren in fremden Kompetenzen ist die Devise“, steht im Programmheft. Das mag sein, produziert aber ein unfertiges Gemenge mit witzigen Übersetzungen (+Fehler), in dem die Unterschiede weder vermischt noch sonderlich betont werden.
Was bleibt ist natürlich wieder mal die Spielfreude der Performer, die Idee des neuen schwarzen Denkens und die Erkenntnis: Afrika ist nicht gleich Afrika.