Meine Woche im Stundenhotel
Schweinchenrosa leuchtet die kleine Pension am Mariahilfplatz. In der Lobby schweben im blau-weißen Bayernhimmel die Liebesengelchen. Ihre Pfeile sind abschussbereit, die Gäste kommen im 30 Minuten-Takt. Fast wie im Stundenhotel. Und als Rezeptionistin erlebt man da allerhand Geschichten. Ein jeder hat sich mir anvertraut wie einem Barkeeper beim einsamen Bier. Nur Lebensweisheiten habe ich nicht mit auf den Weg gegeben.
Die braucht es in dieser Version des Stundenhotels auch nicht. Denn hier im SPIELART-Hotel geht es weder um sexuelle Vergnügungen noch um die Überbrückung von Wartezeiten. Fieldworks ist eine (Nicht-)Begegnung zweier Menschen.
„Zweiter Stock. Zimmer 203. Viel Spaß!“ Das ist die kurze Anweisung, mit der ich die Besucher auf einen Kurztrip ins Unbekannte schicke. Manche zögern, überhaupt den Schlüssel zu nehmen, andere können es vor Aufregung kaum erwarten. Kehren sie nach 25 Minuten zurück in die Lobby, erzählen sie von einem netten Zimmergenossen, auf den sie in der virtuellen Welt eines live gefilmten Bildes trafen. Mal sind sie durchgeschwitzt, mal fällt es ihnen schwer, die Geschehnisse in Worte zu fassen. Der eine genehmigte sich einen Whiskey, die andere verlor den Zimmerschlüssel. Haben sie etwas Verbotenes getan? Man weiß es nicht so genau, manchmal aber verrät sie ihr Lächeln.
Anna ist the next one. – Ok, we’re ready