SPIELART 2021

Coucou aus N’Djamena III

Sarah Israel, Dramaturgin der Produktion THE DRYING PRAYER, berichtet von den Proben im Tschad.

Liebe alle,  

es tut mir leid, dass ich mich erst jetzt mit einer Mail bei Euch melde. Die Tage vor dem Abflug und die ersten Tage nach der Ankunft waren recht gefüllt und ich habe es schlicht nicht geschafft. 

Wir sind also in Deutschland – das ganze Team von THE DRYING PRAYER ist heile und ohne Komplikationen in München gelandet. Wir sind sehr froh. Taigué hat in N’Djamena mit seinen Freunden und Kollegen wirklich hart für die Erstellung der Visa gearbeitet und eine Punktlandung gemacht. Die Visa für Hervé und Aimé wurden am Tag der Abreise um 15 Uhr in der französischen Botschaft in N’Djamena ausgestellt.  

(…) Wir hatten sehr hitzige Diskussionen in den letzten Tagen in N’Djamena über die Administration, Verwaltung und Zusammenarbeit bzgl. der Koproduktion. Diese Diskussionen gehören sicher zum Prozess einer internationalen Koproduktion und zeigen, dass es – egal wie viele Projekte ich schon im internationalen Kontext realisiert habe – immer wieder neues und anderes auf beiden Seiten zu lernen, kommunizieren und realisieren gibt. Der Umgang mit deutschen Steuermitteln und die Auflagen der Kulturstiftung des Bundes lassen sich nicht immer gut vermitteln. (…)

Sicher ist, dass alle im Team aus N’Djamena abgereist sind mit einer Masse von neuem Wissen, Erkenntnissen und Erlebnissen. Zudem haben wir eine grobe, aber gute Struktur unseres Stück im Gepäck. Die Präsentation des Arbeitstandes am Institut Francais am Freitag vor unserer Abreise hat sehr gut geklappt und ist auf positive Resonanz gestoßen. Wir hoffen, dass wir in den Tagen hier nun das Vorhandene weiter entwickeln und vor allem auch mit Licht, Kostüm und Musik gut zusammenführen können. Klar ist, dass sechs Wochen Proben in N’Djamena etwas ganz anderes bedeuten als sechs Wochen Probe hier – zu den Arbeitsbedingungen hatte ich ja schon in der letzten Mail etwas geschrieben.  

Deutlich ist mir aber auch nochmals geworden, wie viel Leben und wie viel Kampf aus dem Alltag sich in diese Produktionen eingeschrieben hat. Außerdem ist das Produzieren in N’Djamena einfach ein viel offener und gemeinschaftlicher Prozess. Mehr Menschen sind involviert, haben Teil, kommen vorbei, geben einem die Hand für einen bestimmten Aspekt. Die fehlende Infrastruktur wird ersetzt durch Zusammenarbeit und bestimmte Formen der Abhängigkeit voneinander, dies bedeutet am Ende einen stark gemeinschaftlich geprägten Prozess. In N’Djamena ist man, in meinen Augen, irgendwie nie allein, man schafft das Leben nur gemeinsam. (…)

Well, auf gute letzte Tage. (…)

Alles Liebe, 

Sarah 

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