SPIELART 2017

Reremember The Past

Auf dem SPIELART 2017 ist die südafrikanische Künstlerin Sethembile Msezane gleich mit zwei Performances vertreten: THE CHARTER und EXCERPTS FROM THE PAST.

THE CHARTER im Foyer des kleinen Konzertsaals (Gasteig).

Diese Frau muss unheimlich stark sein, trägt sie doch für gute zwei Stunden die Geschichte Südafrikas auf ihren Schultern, die berühmte Freedom Charter. 1955 wurde sie in einer Siedlung Sowetos durch den Congress of the People beschlossen. Demokratie, Gleichbereichtigung, Neuordnung. „South Afrika beolongs to all who live in it, black and white“, steht auf den weißen langen Papierfahnen geschrieben, die von der schwarzen Holzlatte baumeln. Die Symbolik ist deutlich: black and white, white and black. Historische Worte, die Männer einst fanden, und nun auf den Schultern der schwarzen Frau lasten.

Eine Statue in Schwarz und Weiß: THE CHARTER.

Die südafrikanische Künstlerin Sethembile Msezane spielt in ihren Performances mit den unterschiedlichen Identitäten und Wahrheiten ihres Landes. Sie erinnert, sie re-erinnert, sie erinnert neu – und inszeniert dabei den schwarzen weiblichen Körper im Zentrum ihrer Installationen. Auf einem weißen rechteckigen Podest steht sie regungslos und schweigend da, trägt einen langen schwarzen Mantel und ein Röckchen aus blonden Haaren; ihr eigenes Gesicht ist verschleiert, das volle Dekoltée dekorativ und selbstbewusst ausgestellt. Für zwei Stunden wird Sethembile zur historischen Statue. Ein stiller, nachdenklicher Einstieg in das SPIELART 2017, der Zuschauer und Passanten innehalten lässt. Im Vorbeigehen lesen THE CHARTER, kommentieren die Installation, setzen sich für einen Augenblick und warten darauf, dass sich etwas verändert. Aber alles bleibt, wie es ist.

„Irgendwann habe ich kapiert, wie mächtig Statuen sein können, wie viel Einfluss sie auf die Gesellschaft haben. Man kann Geschichte nicht einfach löschen,“ sagt Sethembile in einem Interview mit der südafrikansichen Frauenzeitschrift ELLE. „In dem ich meinen Körper benutze, rücke ich die Bedeutung der schwarzen Frau zurück in die Landschaft Südafrikas.“ Der weibliche Körper sei auf den öffentlichen Plätzen quasi abwesend. Wichtige Entscheidungen wurden von wichtigen Männern, mitunter schwarzen Männern getroffen. So sind diese natürlich auf den unzähligen Statuten abgebildet, die das Stadtbild von Kapstadt etwa zieren. Frauen fehlen dagegen in der Geschichte Südafrikas.

Sethembile Msezane in EXCERPTS OF THE PAST.

Neben ihrer Installation THE CHARTER wird Sethembile Msezane auch am Diskurswochenende CROSSING OCEANS teilnehmen, um über die Möglichkeiten zu diskutieren, wie man Geschichte neu denken oder vielleicht gar neu schreiben kann. Am gleichen Wochenende zeigt sie eine zweite Performance EXCERPTS FROM THE PAST, die sich mit genau diesem Thema auseinandersetzt: Re-Erinnerung.

 

REWRITING HISTORY // PANEL AT CROSSING OCEANS (DISCOURSE AND PERFORMANCE WEEKEND // 3.11. 17 UHR // MUFFATHALLE

EXCERPTS FROM THE PAST // PERFORMANCE // 4.11. 20.15 UHR // STUDIO 1

 

 

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